Unzufriedenheit in der direkten Demokratie

Wir kommen nicht darum herum: Unzufriedenheit mit der Politik ist in der direkten Demokratie letztlich Unzufriedenheit mit sich selber. Wir könnten ja etwas tun; die Werkzeuge sind da, aber wir lassen sie liegen. Unsere Unzufriedenheit mit Politikern gleicht der Unzufriedenheit von Eltern mit ihren unartigen Kindern. Sie haben sie ja erzogen. – Und wir haben sie gewählt.
Deshalb muss die um sich greifende Unzufriedenheit in erster Linie uns selber gelten, es sei denn, wir sind bereits ins Lager der Polit-Abstinenzler abgewandert. Dort, in dieser ersten Gruppe der Unzufriedenen, sagt man sich: Lieber nicht hinschauen, als sich ärgern. Das ist bedauerlich. Erst wenn wir wegschauen, kann das passieren, was wir verhindern wollen.
Die Unzufriedenheit der zweiten Art bleibt bei den Politikern stehen. Hier missachtet die «classe politique» das Volk, weshalb sie sofort durch eine andere «classe politique» zu ersetzen sei. Der Frust dieser zweiten Gruppe der Unzufriedenen ist dann der Lockstoff der Rattenfänger mit ihren «Lösungen», von denen keine einzige in der versprochenen Form umgesetzt wurde und je wird.
Dann gibt es zum Glück eine dritte Gruppe, und die verzeichnet erfreuliches Wachstum: die Unzufriedenen, die etwas tun. In den letzten zwanzig Jahren hat sich der Anteil der Parteilosen in den Gemeindeexekutiven in etwa verdreifacht, auf heute rund 45 Prozent. Thomas Minder hat mit seiner Abzocker-Initiative den Parteilosen auf nationaler Ebene eine Bresche geschlagen, ist jetzt aber damit im Parteiengestrüpp hängen geblieben. Auch Parteilose brauchen eben Verbündete, wenn sie etwas erreichen wollen.

Aus diesem Grund gibt es parteifrei.ch. Wir wollen den vielen besorgten Menschen im Lande Mut zur konstruktiven Unzufriedenheit machen. Man muss dazu keineswegs gleich zur Wahl antreten – die Listen sind ohnehin geschlossen. Aber man kann dem Trägerverein beitreten oder den Kandidaten helfen, sich in ein gutes Licht zu stellen und bekannt zu werden. Kein vernünftiger Mensch macht das gerne für sich selber. Suchen Sie sich eine Ihnen sympathische Kandidatur auf parteifrei.ch, nehmen Sie Kontakt auf und begleiten Sie einen Kandidaten an eine Veranstaltung. Die Erfahrung wird Sie vielleicht unzufriedener machen. Aber das ist ein einer direkten Demokratie gar kein schlechtes Gefühl.

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