Ende August erreichten die Devisenbestände der Nationalbank mit 280 Milliarden den bisherigen Höchststand in ihrer Geschichte. Das war noch vor der Einführung der Kurs-Untergrenze von 1.20. Doch jetzt geht die Spekulation erst richtig los.
Dazu hat das Wirtschaftsmagazin «eco» des Schweizer Fernsehens gestern einen Beitrag gesendet, der die Situation zwar krass beschönigt, aber trotz allem ein paar bemerkenswerte Informationen enthält. Gemäss den eco-Journalisten werden zur Zeit täglich 4 Billionen Dollar Devisen umgesetzt, pro Jahr also 1460 Billionen. Die Hälfte davon sei spekulativ. Das ist kolossal untertrieben. Laut dem Int. Währungsfonds IWF betrug das Weltbruttosozialprodukt im Jahre 2009 knapp 58 Billionen oder 4 Prozent des Devisenvolumens. Unter Vernachlässigung der Inlandproduktion, die nicht auf Fremdwährung angewiesen ist, kann man also davon ausgehen, dass zur Zeit rund 96 Prozent des Devisenhandels rein spekulativ sind, also nicht zur Abdeckung realwirtschaftlicher Transaktionen verwendet werden. Es geht also um ungeheure Summen, neben denen sich die Nationalbank mit einer Bilanzsumme von neustens 365 Milliarden (auch ein Rekord) ziemlich klein ausnimmt.
Eco bestätigt, dass Hedge Fonds nun erhebliche Summen darauf setzen, dass die Nationalbank die deklarierte Untergrenze von 1.20 Franken nicht wird halten können. Denn der Preis von 1.20 auf den Euro liegt rund 20 Prozent über der Bewertung durch die Finanzmärkte. Die Nationalbank muss also enorme Mengen drucken, um die Nachfrage zu befriedigen. Im Prinzip gibt es keine Mengenbeschränkung, wie die Geschichte vergangener Inflationen zeigt. Aber irgendeinmal kommt auch SNB-Chef Philip Hildebrand, der ja demokratisch schwach legitimiert ist und nur periodisch Rechenschaft ablegen muss, in Nöte. Die Ausweitung der Geldmenge bedeutet nicht nur akute Inflationsgefahr, sondern legt den Hedge Fonds ein enormes Einkaufspotenzial in die Hände. Immobilien und Schweizer Firmen könnten das Ziel sein – ein veritabler Ausverkauf. Das kann wohl niemand ernsthaft wollen. Die Aufgabe der Untergrenze ist deshalb eine Frage der Zeit.
Interessant am eco-Beitrag ist der Wortlaut der Zitate. Jan-Egbert Sturm, Direktor der ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF sagt etwa: «Wir sollten nicht davon ausgehen, dass [die Euro-Franken-Barriere] geknackt wird. Die SNB hat alle Möglichkeiten, um diese 1.20 zu halten. Wenn wir von einem solchen hypothetischen Fall ausgehen würden, wäre das katastrophal, sicherlich für die SNB. Ihre Glaubwürdigkeit würde in einen neuen Tiefpunkt hineinstürzen und es wäre immer schwieriger, in Zukunft eine vernünftige Geldpolitik zu betreiben.
Aha: Die Aufgabe der Untergrenze ist also «hypothetisch» und «katastrophal» wäre der neue Tiefpunkt der Glaubwürdigkeit, aber offenbar nicht der Ausverkauf der Schweiz, den sie mit ihrer Politik betreibt.
Die deutlichsten Worte über die Politik des SNB-Chefs Philip Hildebrand findet Axel Merk, Chef einer in Kalifornien domizilierten Devisenhandelsfirma: «Wie kann ein nicht demokratisch gewählter Funktionsträger so entscheiden? Hat er eine Kristallkugel? Nichts hat sich so entwickelt, wie die Notenbank es erwartet hat.»
Zum Schluss darf Hildebrand sein verheerendes Diktum noch einmal wiederholen: «Wir werden den Mindestkurs mit aller Konsequenz durch setzen. Zu den Wies, den Wenns und den Wieviels äussern wir uns grundsätzlich nicht.
Diese für unser Land existenziellen Wies, Wenns und Wieviels hält das Büro des Nationalrats übrigens nicht für dringlich, wie dieser Beitrag zeigt: «Wieviel gibt die Nationalbank zur Frankenschwächung aus? Offiziell keine dringliche Frage»
Überzeugen Sie sich selbst, wie die TV-Zuschauer beschwichtigt werden: http://www.videoportal.sf.tv/video?id=45d5cc36-a394-4cc0-8fd8-0c3b5c175cf8;DCSext.zugang=videoportal_sendungsuebersicht
Ich bleibe dabei: Philip Hildebrand wird in einem halben Jahr nicht mehr Nationalbank-Präsident sein.
Guten Tag Herr Pfluger
Da ist in der Tat vieles faul. Vielen Dank für Ihre unermüdliche Aufklärung und viel Erfolg bei den Wahlen.
Frage: welche persönliche Krisenvorsorge empfehlen Sie ? An was ist nebst Notvorrat, Edelmetall und Waffen noch zu denken ?
Bin gespannt. Danke und viele Grüsse
Rainer Maier
Ein einfaches Leben mit starker Selbstversorgungsbasis (auch in der Energie) und ein gutes soziales Netzwerk sind die besten Sicherheiten. Edelmetall ist nicht mehr als eine Notlösung, eher weniger. Goldbesitz ist immer wieder verboten worden. Und wer zum Schwert greift, kommt darin um.
Die beste Sicherheit wäre eine vorausschauende Politik mit seriöser Krisenvorbereitung. Aber dafür haben die Politiker und die Behörden leider wenig Gehör. Was man sofort tun kann: Den Wahlzettel korrekt ausfüllen!
Sehr geehrter Herr Pfluger
Bekanntlich verlassen die putzigen Nager als erstes das sinkende Schiff. Von diesem Faktum her betrachtet könnte ihre Prophezeiung stimmen und Herr Hildebrand zu dem Zeitpunkt bereits aus der SNB ausgeschieden sein. Jedoch ist dann das Kind bereits in den Brunnen gefallen, der Schaden angerichtet und die Politik kein bisschen weiser als heute. Es lohnt sich, den Werdegang von Herrn Hildebrand genauer anzusehen. Dadurch ist es möglich, gewisse Handlungen von und durch ihn nachzuvollziehen. Anhand dessen, was ich bereits weiss muss ich leider davon ausgehen, dass die Damen und Herren in den entsprechenden Gremien genau Wissen, was ihre Handlungen für Konsequenzen haben. Ja, ich bin der Meinung, dass die „Demontage“ der Schweiz und ihrer Währung gewollt und kein „Zufall“ ist.
Wir hätten es in der Hand! Einfach in drei Wochen min. 1/3 der Etablierten Nationalräte nicht mehr wählen. Diese Frischzellenkur würde vielleicht einiges bewirken. Zu verlieren haben wir wenig bis nichts. Noch lethargischer kann unsere ReGierung kaum werden.
Rechnen wir mit dem schlimmsten und hoffen das Beste – dann kann nichts schief gehen.
Hallo,
les doch mal mutige heutige Kolumne „www.Nachrichten.ch“
Gruss von Uwe Burka (Westschweiz)
[…] es doch keinen Sinn, das Wohl der Schweiz an eine Währung mit Schwindsucht zu binden. Wenn die Spekulanten dieses Ungleich-Gewicht angreifen so das doch nichts weiter als […]