«Ganz unter uns», schrieb mein Seelenfreund Geni Hackmann im Februar dieses Jahres: «Donald Trump ist bestens geeignet für den Job des Präsidenten der USA. Er weiss wenigstens, wie man Konkurs geht. Vier Mal musste eine seiner Firmen die Bilanz deponieren; nie wurde sein persönliches Vermögen tangiert.»
Bei aller Durchschlagenheit: US-Präsidentschaftswahlen gewinnt man nicht als Individuum, sondern nur mit starken Kräften im Hintergrund. Hinter Hillary Clinton stand die Wallstreet und mit ihr der militärisch-industrielle-geheimdienstliche Komplex, der die Welt seit der Ermordung John F. Kennedys 1963 beherrscht. Die Schwerpunkte seines Programms sind Dollar-Hegemonie, Geldschöpfung aus dem Nichts durch die Banken und die Durchsetzung der dadurch entstehenden Verschuldung durch Militarisierung, Globalisierung und Kontrolle. Darum galt Hillary Clinton zu Recht als Falke. Viele Friedensfreunde waren deshalb nicht glücklich über ihre Kandidatur. Hinter ihr standen Mediennetzwerke wie CNN, die New York Times und die liberale Presse in Europa wie der Guardian, die Zeit oder der Zürcher Tages-Anzeiger.
Hinter Trump stehen ganz andere, nicht minder potente, aber noch nicht sehr sichtbare Kräfte. Vor den Kulissen stehen das TV-Netzwerk Fox-News und das Wallstreet-Journal von Rupert Murdoch, der mit seinen britischen Medien bereits den Brexit unterstützt hat. Und natürlich die Tea-Party-Bewegung, welche die Republikaner von einer staatstragenden Partei in eine chaotische Bewegung verwandelt hat, die sogar die amerikanische Zentralbank, das Federal Reserve System auflösen will. Diese (private!) Institution ist das zentrale Machtinstrument, mit dem die Wallstreet ihre Macht über die USA und alle vom Dollar abhängigen Länder sichert. Und das sind eigentlich fast alle ausser China und Russland.
Murdoch kann es nur mit potenter Unterstützung vom australischen Boulevard-Journalisten zum mächtigsten Medienunternehmer der Welt gebracht haben. Wer weiss, dass sich wirkliche Macht verbirgt (und dadurch verstärkt), wird von sehr potenten Kräften ausgehen müssen. Ihr Ziel ist offenbar nicht die Fortsetzung der bisherigen Geopolitik mit verstärkter Repression und Kontrolle, sondern die Destabilisierung. So etwas kann nur wollen, wer weiss, wie es ab einer gewissen Intensität des Chaos weitergehen soll.
Es gibt also zwei Fraktionen des globalen Establishments mit unterschiedlichen Strategien: Die Wallstreet will mit einer Intensivierung der bisherigen Politik die Fortführung der Umverteilung von den produzierenden zu den vermögenden Sektoren der Wirtschaft sicherstellen. Die mit Trump sichtbar gewordene Fraktion setzt auf den plötzlichen Reset des Finanzsystems, den Ersatz des brüchigen Dollars als «Leitwährung» (übrigens eine Erfindung der Nazis) durch eine neue globale Finanzarchitektur. Diese Strategie ist riskanter, aber mit weniger physischer Zerstörung verbunden. Vernichtet werden vor allem Vermögensrechte. Es ist ein Art Schuldenerlass zu den Bedingungen der neuen Herren. Welche materiellen Werte diese Infrastruktur tragen werden, darüber kann man nur mutmassen. Höchstwahrscheinlich wird Gold eine wichtig Rolle spielen. Fossile Energien, bisher eine tragende Stütze des Dollar-System, werden vermutlich weniger wichtig sein. Schliesslich liefert die Sonne die Energie gratis. Aber: Wer am globalen Handel teilnehmen will – und das müssen wir mittlerweile alle – wird gezwungen, sich der neuen Finanzarchitektur und ihren Regeln zu unterwerfen.
Was bedeutet dies für die Welt? Die Bereitstellung eines allgemeinen Tauschmittels war schon immer ein Akt des Souveräns. Seit der Gründung der (bis vor wenigen Jahrzehnten privaten) «Bank of England» 1694, der Mutter aller Zentralbanken, ist das globale Geldsystem weitgehend privat. Deshalb haben die Staaten in den letzten hundert Jahren so viel Souveränität an das Finanzestablishment abgegeben. Die «Märkte» sind stärker als die Regierungen.
Weil das private Geld der Banken als zinsbehafteter Kredit aus dem Nichts geschöpft, ist es weder durch reale Werte noch durch wasserdichte Rechtsverhältnisse gestützt, produziert aber exponentiell wachsende Schulden. In den Büchern der Zentralbanken lagern Staatsanleihen mit faktisch ewiger Laufzeit, die nie zurückgezahlt werden können. Die amerikanische Zentralbank ist weit höher verschuldet als jede Bank. Wenn eine Rating-Agentur dies publiziert, kann sich die Lage schnell ändern. Und: Auch in den Bilanzen der Firmen und Konzerne bestehen 80 Prozent der Werte aus non-tangible assets. Der Wert des Geldes besteht also im wesentlichen aus heisser Luft, an die wir glauben, weil Militär und Justiz es erzwingen und weil der Zusammenbruch so unangenehm wäre, dass wir ihn nicht einmal in Betracht zu ziehen wagen.
Wo steht der kleine Mensch in dieser neuen Situation, in der die Souveränität über das Geld von den privaten Banken (und einem Rest an staatlicher Kontrolle) an eine erst schemenhafte neue Struktur übergeht? Sicher muss er sich Sorgen um seine Bankguthaben machen und Vorsorge treffen. Mindestens so wichtig ist aber, die staatlichen Organe zur Wiederherstellung der monetären Souveränität anzuregen. Es ist erfreulich, dass die Wahrscheinlichkeit einer thermonuklearen Auseinandersetzung mit Trump gesunken ist, von der amerikanische Militärs in den letzten Monaten in bedenklicher Offenheit gefaselt haben. Aber wenn plötzlich die Lichter ausgehen, werden sich die unvorbereiteten staatlichen Organe und die Banken eher einem neuen Diktat unterwerfen als die Wiederherstellung der monetären Unabhängigkeit zu wagen. Diese ist übrigens schneller zu schaffen, als man denkt – vielleicht sogar in wenigen Tagen. Aber es braucht eine generalstabsmässige Planung. Und allein die Vorbereitung auf einen solchen Fall kann das monetäre Kartenhaus zum Einsturz bringen.
Wo sind die politischen Kräfte, die eine solche Krisenvorsorge auf den Weg bringen könnten? Am ehesten käme noch die Vollgeld-Initiative in Frage, die ja die monetäre Souveränität mit einer Unterbindung der privaten Geldschöpfung durch die Banken wiederherstellen will. Aber die Gruppierung ist schwach und zudem hat sie sich explizit darauf ausgelegt, sich nicht mit den Banken anzulegen.
Wenn nichts geschieht, wird der kleine Mensch also ziemlich allein dastehen, wenn ihm die Früchte seiner Arbeit gestohlen und dem Staat die letzten Kontrollen über das Geld genommen werden.
Der Sieg von Trump bedeutet noch nicht eine definitive Änderung des Gangs der Geschichte. Es ist ja nur ein Wahlsieg, wenn auch in der Form eines politischen Erdbebens. Erst muss mal aufgeräumt werden. Dazu kommt: Im Grossen Spiel halten sich die Player immer mehrere Optionen offen. Der Rubikon ist für keine der Parteien überschritten.
Das gibt uns kleinen Leuten die Zeit, unsere Position zu bestimmen und die Optionen wahrzunehmen. Weil Geld eine soziale Technologie ist, werden wir aber nicht um politische Schritte herumkommen, unser Tauschmittel unter demokratische Kontrolle zu bringen. Individuelle Vorsorge ist nötig, aber von begrenzter Wirksamkeit. Man kann auf der Titanic im besten Fall 300 Meter in die richtige Richtung gehen. Dann fällt man ins Wasser. Es geht also nicht anders: Wir müssen auf die Kommandobrücke.
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Brillanter, undatierter Text des Filmemachers Michael Moore, warum Trump die Wahl gewinnen wird: http://michaelmoore.com/trumpwillwin/
Trump als Untergangsbeschleuniger… ist doch gut!
Lieber Christoph,
schöner, zeitgemäßer Kommentar!
Du schreibst zur Möglichkeit eines plötzlichen Resets des Finanzsystems: »Vernichtet werden vor allem Vermögensrechte. Es ist ein Art Schuldenerlass zu den Bedingungen der neuen Herren. Welche materiellen Werte diese Infrastruktur tragen werden, darüber kann man nur mutmassen. Höchstwahrscheinlich wird Gold eine wichtig Rolle spielen.«
Aus meiner Sicht ist es zweifelhaft, ob es irgendjemand wagen wird, diesen »Stecker zu ziehen«. Denn das würde das Aus bedeuten für den US-Dollar, so, wie er heute existiert. Der Dollar wäre nicht nur nicht mehr erste Leitwährung (vermutlich würde der Euro diese Rolle übernehmen) – es würden sich auch sämtliche papierenen, in Dollar gezeichneten Vermögenswerte in Luft auflösen.
Dieser Einschnitt wäre so dramatisch und zöge so gewaltige Opfer nach sich, dass sich meines Erachtens niemand bereitfinden wird, in die Annalen als derjenige einzugehen, der den Stöpsel zog und die gewaltigste Finanzkrise auslöste, die die Welt bislang gesehen hat.
Vielmehr wird es eher so kommen, dass irgendein weiteres Krisenereignis den Privatsektor veranlassen wird, seine Gelder aus dem Dollar abzuziehen. Ein Dollar-Run sozusagen. Der US-Dollar rutscht dann zwangsläufig in die Hyperinflation – und dann, ja dann wird der Reset unausweichlich.
Der öffentliche Sektor – die Zentralbanken – haben schon vor einigen Jahren aufgehört, in den Dollar zu investieren. Ein untrügliches Zeichen, dass die Zeichen auf Abschied stehen!
Und ebenfalls richtig: Gold wird dann eine zentrale Rolle spielen. Es wird zwar nicht noch einmal zu einem »Goldstandard« kommen – das hatten wir mehrfach, und es ging jedes Mal schief. Aber Gold als Wertspeicher wird reussieren.
Dass es nicht ratsam ist, Vermögenswerte in Papierform anlegen – Sparbuch, Fonds, Anleihen, Aktien –, wird obiges Szenario dann lehren. Eindrücklich und nachhaltig.
Ein Zahlungsmittel darf niemals langfristiger Wertspeicher sein: Das wird man dann begriffen haben.
Alles Gute weiter für Deine vorbildliche Arbeit!
Dass nicht in Dollar-Werten investiert wid, trifft leider nicht zu. Die SNB hat haufenweise US Aktien in ihr Portfolio aufgenommemn. Und die Banken der Eurozone tauschen die Euroguthaben, die aufgrund der Negativzinsen schmilzen in Dollar, wo im Durchschnitt höhere Renditen erzielt werden. Sie verwandeln gewissermassen die Euroschwäche in eine Dollarchance. CP
Ja, noch sind öffentliche Institutionen in den Dollar investiert. Aber: Global stagniert dieses Investment. Es gibt keine nennenswerten Zuwächse mehr. Heute ist es vornehmlich der private Sektor, der den Dollar noch stützt.
Und hier der Beleg zur Behauptung:
http://ticdata.treasury.gov/Publish/mfh.txt
Relevant ist die Zeile »For. Official« (= Foreign Official). Der dort ablesbare Trend ist schon seit mehreren Jahren zu beobachten.
Lieber Christoph
Im Zusammenhang mit Trampel Tramp ist aber wohl ein wenig der Gaul mit Dir durchgegangen. Dass es eine Wahl gegen das Establishment war, kann ich nachvollziehen. Seltsamerweise wird dieser Trend auch bei uns von Milliardären und Millionären und rechten Ideologen angeführt. Trump, die Brüder Koch (s. Teaparty) und Murdoch stehen vermutlich kaum für eine ( Geld)Politik, wie sie Dir und anderen Verbündeten wohl vorschwebt. Und von der „Aufräum- oder Erdbebentheorie“ halte ich persönlich wenig, weil sie in der Regel mehr Verlierer als Gewinner schaffen. Nüt für unguet, aber diesmal hast Du mich ein wenig enttäuscht.
Trotzdem herzlich Peter C., Zofingen
Lieber Christoph — Klar stehen ‚unsichtbare‘ Kräfte dahinter, so wie kein Wille je sichtbar ist, sondern nur seine Wirkungen. Es braucht andererseits aber keine Verschwörung, denn es reicht ein starker gemeinsamer Glaube in einer Gemeinschaft. Hiermit möchte ich sicher gehen, dass Du eine interessante Publikation im Visier hast: Gioele Magaldi / Laura Maragnani (2014) : Massoni. Società a responsabilità illimitata. La scoperta delle Ur-Lodges – Milano: Chiarelettere. Es ist ein äusserst enthüllendes Buch, geschrieben von einem Insider auf höchster Ebene, worin er den logen-internen Kampf auf höchster Ebene um die weltweite Hegemonie illustriert (die Spaltung, von der Du sprichst). Das letztlich relevante Kennzeichen der Wirklichkeit wird allerdings von beiden Seiten nicht erkannt.
Super!
Der Wert solcher Gedanken – und der Taten – von Christoph Pfluger ist nicht zu ermessen!
Es ist so wohltuend, von Menschen mit Wissen UND Moral zu lesen, herzlichen Dank!
TRUMP IST JETZT TRUMPF
Wenn die weltweite trump’sche Opposition nicht auch nur warme Luft ist, habe ich für unsere Zukunft keine allzu grossen Bedenken. Wirklich durchschauen kann ich nicht, was da gerade geschehen ist. Angst vor Trump selbst, der doch nur ein Produkt der interessenorientieren Medien ist, habe ich (noch) nicht. Wirklich Angst habe ich davor, dass wir im Hinblick auf die nächste Fussballmeisterschaft schon bald kein Wort mehr über diesen Zappelphilip und seine Lobby verlieren werden – und nicht mehr hinschauen!
Sehr geehrter Herr Pfluger,
vielen Dank für die brilliante Zusammenfassung und Beschreibung der Dinge in dieser unserer Welt. Der Vergleich mit der Titanic trifft den Nagel auf den Kopf (Sapere aude).
Wie sie schreiben, sollten wir das Zeitfenster nutzen welches sich nun auftut und mutig die Dinge in die Hand nehmen.
„Die wenigsten Menschen sind reflektiert und haben die Zivilcourage, selber zu denken. Das »sapere aude!«, der Weckruf der aufklärerischen Moderne reißt heute nur wenige aus dem Schlaf.
© Gloria Beck (*1968), deutsche Rhetorikerin und Buchautorin“
Mit friedlichen Grüßen
Rudolf Steinbauer, Rapperswil
Einen Teil des Weges, den jede*r selbst beeinflussen kann, ist auch, möglichst viele Lebensbereiche, die im Zuge des Neoliberalismus monetarisiert wurden, dem Geldsystem wieder zu entziehen. Z.B. Tauschen und Schenken statt kaufen, Beziehungsnetze pflegen, statt für jedes Bedürfnis etwas zu kaufen, Foodsave, Shareeconomy etc.
Lieber Christoph,
ich Danke für Deine anregende Analyse. Während des ganzen Wahlkampfs hat mich gestört, dass quasi alle Europäischen Medien plumpes Trumpbashing betrieben und Clinton zur Gallionsfigur der Demokratie erklärt haben. Dass der Großteil der etablierten Berichterstatter*innen derart geschockt und vom Wahlergebnis überrascht war, zeigt wie sehr die Medien mittlerweile in einer selbstreflektorischen Blase schwimmen. Hier wunderbar nachzulesen
http://www.wiwo.de/politik/ausland/us-wahlen/us-wahl-und-die-medien-eine-niederlage-fuer-den-journalismus/14819418.html
http://www.tagesschau.de/ausland/medien-trump-101.html
Nichtsdestotrotz vermisse ich in Deiner Analyse die Begründung der Annahme, dass mit Trump ein Reset des globalen Finanzsystems einhergeht.
Warum ist jetzt die Zeit gekommen, in der die Souveränität über das Geld an eine neue Struktur übergeht?
Ich befürchte, es handelt sich eher um hehres Wunschdenken und Trump wird keine Politik gegen sondern mit dem militärisch-industriellen-geheimdienstlichen Komplex betreiben.
Beste Grüße,
Ole
Lieber Christoph,
das bestehende Geldsystem ist der geniale Weg zum Ziel!
Die globale Beherrschung aller Staaten und ihrer Menschen durch wenige unsichtbare (gute) Menschen war die Lösung der Menschheit zum friedlichen Leben
miteinander auf unseren Globus. Es wird einen Tag x geben. Für mich ist es schon geschehen. Es ist nicht mehr 5 min vor 12 sondern schon 5 min nach 12. Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl.
mit glücklichen Grüßen
H.-J.Himmel